Endlich: Mit ZDF-Fußballreporter Boris Büchler als Gast lud das Rhein-Wied-Gymnasium (RWG) nach zweijähriger Corona-Unterbrechung erstmals wieder zu den „Rhein-Wieder Gesprächen“ ein.
Der Titel „WM 2022, Eistonnen und Sportjournalismus – Einblicke in die Welt eines ZDF-Fußballreporters“ umriss exakt die Themenpalette des Abends. Das diskursiv angelegte Format moderierten Joana Buß (MSS 13), Laura Mohr (Kl. 10a) und Aimée Schellert (MSS 13). Den zahlreichen Fragen des Publikums, darunter der 1. Kreisbeigeordnete Michael Mahlert und Neuwieds Bürgermeister Peter Jung, stand der bekennende Westerwälder Büchler frank und frei Rede und Antwort. Genug Erfahrungen sammelte er während 25 Berufsjahren in rund 900 Bundesliga-, Pokal- und Europapokalspielen. Als ständiger Begleiter der Fußball-Nationalmannschaft kommt er auf mehr als 250 Länderspiele, darunter sieben Weltmeister- und fünf Europameisterschaften. Büchler kommt, wie er berichtete, im ZDF vor allem als sogenannter Fieldreporter zum Einsatz, auch regelmäßig bei Champions League-Spielen und im „aktuellen Sportstudio“. In 90 Sekunden Fragen zu stellen, sei gar nicht so einfach, so Büchler: „Viele mediale Plattformen sind überhitzt. Heute gibt es viel schneller einen Shit-Storm als vor 20 Jahren“.
Über zwei Stunden tauschte sich Büchler mit dem Publikum aus, das viele Fragen stellte. Davon eine kleine unvollständige Auswahl: Über das legendäre Eistonnen-Interview zwischen Per Mertesacker und Büchler bei der WM 2014, dort bereits millionenfach aufgerufen: „Vielleicht habe ich damit 0,002 Promille zum Titelgewinn beigetragen.“ Zur Leistung der DFB-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar: „Zu leidenschaftslos, Flick zu wenig selbstkritisch.“ Die heutige Fußballergeneration: „Das ist nicht mehr meine Generation. Aber die Fußballer sind reflektierter als früher, produzieren über ihre Agenturen und Berater ihr eigenes Bild in den Medien“, so der gebürtige Westerwälder: „Sie brauchen uns Sportjournalisten weniger als früher. Das Verhältnis zueinander ist daher nicht mehr so persönlich“. Nicht selten kehrte Büchler den Spieß um und stellte eine Gegenfrage an den jeweiligen Fragesteller. Durch diesen Rollenwechsel wurde der Interviewte unversehens zum Interviewer, der unterschiedliche Meinungsbilder des Publikums und der Moderatorinnen einholte.
Schade nur, dass sich die Zuschauerresonanz in Grenzen hielt. Nur rund fünf Dutzend hatten den Weg ins RWG gefunden. Offenbar hat Corona auch hier seine Spuren hinterlassen. Die, die gekommen waren, waren jedoch begeistert. Den RWG-Schülerinnen und Schülern gab der Sportjournalist noch einen Rat für’s Leben mit auf den Weg: „Mein Job ist schwieriger als früher. Wenn man Reporter werden will, schafft man das auch mit Widerstandsfähigkeit und indem man immer an sich glaubt.“