„Schülerinnen und Schüler sollten gegen das Vergessen unterrichtet werden.“
Zum Gedenktag des 09. Novembers besuchten die Abgeordneten Ellen Dehmut (CDU), Lana Horstmann (SPD) und Dr. Jan Bollinger (AFD) aus Neuwied das Rhein-Wied-Gymnasium. Anlässlich der Bedeutung des 09. Novembers über die Jahrhunderte hinweg wurde dieser Tag ausgewählt, um sich näher mit den Schwerpunkten Rassismus und Antisemitismus zu beschäftigen.
Die drei Schülerinnen Janne Job, Lina Kandels und Joana Buß aus dem Sozialkunde Leistungskurs der Jahrgangsstufe 12 bereiteten und moderierten diese Veranstaltung. Dazu gab Janne Job zunächst einen kurzen bildhaften Einblick in das Geschehene. Die Gymnasiasten nutzten die Möglichkeit, direkt und gezielt Fragen an die Politiker zu stellen. Die Frage nach der Erinnerungskultur bezüglich des 09. Novembers 1938 war von besonders großer Bedeutung. Ellen Dehmut sprach hier davon, dass Holocaustgedenkstätten einen intensiven Raum im Unterricht einnehmen müssten. Lana Horstmann untermauerte diese Ansicht und fügte hinzu, dass das Thema Hass und Hetze weder in der realen noch in der virtuellen Welt Raum finden darf. Vor allem Dr. Bollinger musste sich den kritischen Fragen der Schülerinnen und Schüler stellen und geriet in den Fokus der Aufmerksamkeit, so hinterfragte ein Schüler das Wahlprogramm der AFD bezüglich islamfreier Schulen. Der AFD-Politiker machte seinen Standpunkt deutlich, dass religiöse Symbole, wie z.B. Burkas, an deutschen Schulen nichts zu suchen hätten. Dem entgegnete Dehmut, dass wir in einer pluralistischen Gesellschaft leben, in der Schulen ein Raum der Begegnung zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen darstellen – sie forderte im gleichen Atemzug eine universitäre und staatlich examinierte Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für den Islamunterricht. Einen weiteren Diskussionsschwerpunkt stellte die Erinnerung an den Holocaust dar. Horstmann plädierte für einen offenen, intensiven und aktiven Umgang gegen das Vergessen, durch diese Aufklärung im Unterricht soll das Verharmlosen oder gar Leugnen des Holocaust verhindert werden.
Es zeigte sich großer Diskussionsbedarf unter den Teilnehmenden bei der Frage nach der Ehe für alle. Dr. Bollinger verwies auf den besonderen Status zwischen Mann und Frau und dass dieser rechtliche Status für eine heterosexuelle Beziehung schützenswert sei. Die CDU zeigte eine gespaltene Auffassung diesbezüglich, so tritt Dehmut selbst für die Ehe für alle ein, da es wichtig sei, Minderheiten in jedem Kontext anzuerkennen und zu schützen. Eine weitere Schülerfrage bezog sich auf eine mögliche Volksabstimmung über das Abtreibungsverbot. Dr. Bollinger, der die Gruppenvergewaltigung als „importiertes Delikt“ bezeichnete, entgegnete, dass dies keine Forderung der AFD sei, hier allerdings der Fokus auf eine intensivere Beratung des Schwangerschaftsabbruchs gelegt werden müsse. Ergänzend verwies er auf eine Statistik der Kriminologie, wonach vor allem Ausländer an Vergewaltigungen beteiligt seien – da sich hier ein anderes Frauenbild zeige.
Die Schülerschaft plädierte abschließend dafür, dass die Politiker Impulse „aus der Schule in die Politik“ tragen.