Montag, read-weekly-gossip-Tag,
also hey RWG!
Die Ferien sind vorbei, die Arbeiten fangen wieder an, sich zu häufen und Twitter gehört jetzt anscheinend Elon Musk. Katastrophe. Dementsprechend wird also niemand anderes als der reichste Mann der Welt das Opfer unseres wöchentlichen Schulblogs. Normalerweise bin ich ja gegen sowas. Aber für ihn mache ich eine Ausnahme.
Liebes RWG, ich bin wütend. Sehr wütend. Ich bezweifele nicht, dass ich euch erklären muss, was Twitter eigentlich ist; das Internet sagt mir, dass statistisch gesehen jede fünfte Person unter euch die in Deutschland sechstbeliebteste Social- Media-Seite benutzt. Elon Musk kennt ihr hoffentlich auch. Was ist also passiert? Unser Freund Elon hat den Nachrichtendienst letzte Woche für solide 40 Milliarden (!!!) US-Dollar gekauft. Das an sich ist eigentlich schon schlimm genug, man könnte allein an dieser Stelle schon eine ganze Diskussion darüber anfangen, dass ein einzelner Mensch so viel Geld besitzt, vor allem, wenn man bedenkt, dass der gute Mann noch 220 Milliarden übrig hat. Für alle, denen es schwerfällt, sich vorzustellen, wie viel Geld das eigentlich ist: Es gibt eine Website (Spend Jeff Bezos Money (Billionaires) (3pic.github.io)), auf der ihr das Geld einiger Milliardäre ausgeben könnt. Am meisten Geld der aufgelisteten Personen hat Jeffrey Bezos, der Gründer von Amazon, mit 142 Milliarden; das sind aber immer noch 78 Milliarden Dollar weniger als Musk. Denkt beim Rumspielen auf der Seite daran.
Dass Elon Musk jetzt schon sündhaft reich ist, wäre damit also hoffentlich schon einmal geklärt. Noch ein paar fun facts zu dem neuen Twitter-CEO: Der gute Mann ist nicht nur der Meinung, dass wir in einer Simulation leben, sondern glaubt auch noch an das ethische Prinzip von „Longterminism“. Kurz erklärt bedeutet das, dass man einen Fokus daraufsetzt, den langfristigen Zustand der Menschheit zu verbessern, statt sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Klingt an sich ganz nett, wird aber schnell weniger attraktiv, wenn man versteht, dass Fans der Ideologie keine Probleme damit haben, Menschen im Hier und Jetzt im Namen theoretischer zukünftiger Generationen zu quälen und leiden zu lassen. Ob Musk uns tatsächlich „für die Zukunft der Menschheit“ foltern will, sei dahingestellt. Aber alles andere, was ich bis jetzt über ihn behauptet habe, könnt ihr euch selbst mit einem schnellen Trip auf seinen Twitter-Account bestätigen.
Diesem Menschen gehört jetzt also eine der wichtigsten Nachrichtenplattformen der Welt. Eine, die sowieso schon für ihre extrem unverträgliche und zum Teil extrem aggressive Nutzerbasis bekannt ist. Langsam solltet ihr hoffentlich verstehen, warum ich so aufgebracht bin. Musk mag nämlich neben Autos, Geld, Raktenflügen zum Mars und öffentlichem Kiffen auch die Meinungsfreiheit, und zwar radikale Meinungsfreiheit. Er ist der Meinung, dass Twitter bis jetzt seinen Nutzern zu strenge Regeln auferlegt und damit ihre Meinungsfreiheit eingeschränkt hat, also: Weniger Regeln, weniger Filter, weniger Censorship. Auch in der Theorie kein schlechter Ansatz, schließlich wollen wir ja alle sagen dürfen, was wir wollen, ohne dafür bestraft zu werden. Nur leider betrifft das auch jene Faschisten, Extremisten, Rassisten und den ganzen anderen Abschaum, die jetzt auf Twitter wieder ganz im Namen der radikalen Meinungsfreiheit ihre Slurs und ihren Hatespeech verbreiten können. Seit der Übernahme von Musk ist die Anzahl von Tweets, die das N-Wort beinhalten, um 500% (!!!) gestiegen. Es kommt hinzu, dass Musk etliche Twitter-Mitarbeiter gefeuert hat, unter andrem die, die dafür verantwortlich waren, genau dieses Verhalten zu verhindern.
Auch die von euch, die aus Twitter ihre Informationen beziehen, müssen in näherer Zukunft wahrscheinlich noch mehr aufpassen als vorher: Elon Musk hat nämlich vorgeschlagen, dass man ab jetzt monatlich dafür bezahlen muss, um seinen Account verifizieren zu lassen und sich den kleinen blauen Haken neben dem Namen zu verdienen. In anderen Worten: Es könnte gut sein, dass sich in nächster Zeit jeder mit genügend Geld in der Tasche eine Verifizierung erkaufen könnte. Das wiederum bedeutet, dass der Haken zukünftig nicht mehr als Kriterium zur Identifizierung von vertrauenswürdigen Quellen verwendet werden kann und es noch schwerer wird, Fake News effektiv zu erkennen.
Ich wiederhole mich nochmal: Wir stehen vor einer potenziellen Katastrophe, die über gemeine Tweets hinausgeht. Trump will sich übrigens wieder zur Wahl stellen und ich wette, dass er Musks Philosophie der radikalen Meinungsfreiheit sehr begrüßen wird, vor allem da er ja schon in der Vergangenheit viel mit Fake News und Propaganda auf Twitter Erfolg hatte.
Mein Fazit: Seid ab jetzt vorsichtiger, wenn ihr Twitter benutzt. Haltet die Augen auf. Und denkt vielleicht ernsthaft darüber nach, die App einfach zu löschen. Musk braucht nicht noch mehr Geld an uns zu verdienen.
So viel von mir. Habt noch eine schöne Woche und stay safe,
eure Blog-AG